Die Aufzeichnungen zur Geschichte der Schifffahrt unter Segeln verlieren sich im Dunkel der Geschichte. Sagenhafte Helden waren auf Erkundungsfahrt zu neuen Ländern aufgebrochen, und ihre Reiseberichte lasen sich wie ein Abenteuerroman und vermischten Dichtung und Wahrheit. Denken wir nur an die „Erlebnisse“ und die Erzählungen des Odysseus.
Später dann waren es die Händler und Kaufleute, die weiter hinausfuhren als die Küstenfischer, und bald sollten auch neue Kolonien gegründet werden. Die Schiffe wurden größer und seetüchtiger und wurden auch teilweise stark bewaffnet. Zuerst bestanden nur die Mannschaften aus bewaffneten Männern , dann gab es die ersten Kriegsschiffe, die gebaut wurden, um reich beladene Kauffahrer (natürlich gegen Gebühr) gegen Seeräuberei (Piraten) begleitend zu schützen.
Große
Erfindungen wurden durch die Seefahrt angeregt, hauptsächlich auf
dem Gebiet der Navigation. So lange man sich in der Nähe der Küste
befand, konnte man sich an Landmarken orientieren. Auf hoher See war
dies jedoch nicht möglich. So lange die Sonne schien, konnte man
sich mit Hilfe eines Zeitmessers orientieren, bei Nacht am
Sternenhimmel. Die Bestimmungsmethoden wurden immer weiter verfeinert
und erreichten mit der Einführung des Kompasses einen Höhenpunkt.
Die Wikinger benutzten einen „Sonnenkompass“, eine hölzerne
Scheibe mit einem senkrechten Stab und einer Skala. Durch Drehung der
Scheibe fiel der Schatten des Stabes auf eine bestimmte Markierung
der Skala und man wusste, wo Süden war. Später dann war es der
Magnetkompass, über dessen Entstehung sich bis heute die
Wissenschaft streitet. Die in der italienischen Stadt Amalfi stehende
Statue zeigt jedoch wahrscheinlich nicht, wie behauptet, den Erfinder
des Kompasses.
Die Erfindung des Kompasses wird als die für die
Menschheit zweit wichtigste Erfindung nach dem Rad betrachtet!
Die „große Zeit“ der Segelschiffe, gemeint sind hier die Großsegler, begann etwa im 16. Jahrhundert und dauerte bis ans Ende des neunzehnten Jahrhunderts. Mit der Entwicklung und Einführung der Dampfmaschinen in der Schifffahrt hatte man dann aber einen Antrieb zur Verfügung, der von den Launen des Windes unabhängig machte. Außerdem konnten die Mannschaftsstärken deutlich reduziert werden, da die Maschinen natürlich deutlich mehr leisten konnten, als das „Armstrong-Patent“, also die Verrichtung auch schwerster Arbeiten durch Muskelkraft.
Ein ganz eigenes Kapitel der Segelschifffahrt war der Walfang. Die großen und fett- (öl-)reichen Tiere waren eine lohnende Beute, da der schon auf See verarbeitete Tran, in Fässer abgefüllt, an Land als Brennstoff für Lampen hoch begehrt war. So konnten bald nicht nur wohlhabende Menschen den Tag über das Tageslicht hinaus verlängern. Die große Zeit des Walfangs endete jedoch durch die Entdeckung der Eigenschaften des Erdöls und seiner Verarbeitung u.a. zu Petroleum, die bald die aufwändigen mehrjährigen Fangfahrten in die kalten Eismeerregionen unwirtschaftlich machten. Zum Glück haben einige der riesigen Säugetiere das Gemetzel überlebt, und die Bestände erholen sich langsam von dem Massaker.
Die heute (noch) existierenden Großsegler dienen nicht mehr der kommerziellen Seefahrt, sondern als Ausbildungsschiffe und auch als Brauchtumspflege und Touristenattraktionen. In letzter Zeit machen sich allerdings auch (ökonomisch) mutige Männer daran, die Handelsschifffahrt unter Segeln wieder zu beleben. Dies bleibt jedoch vorerst ein Experiment.