Das Leben auf See

   Die Schifffahrt im 18. und 19. Jahrhundert war alles andere als romantisch. Das Leben der damaligen Seeleute lässt sich mit drei Worten beschreiben: kurz, hart, freudlos. Die Unfallgefahr war hoch, die Verpflegung meist unerträglich mies, und die Behandlung durch die Schiffsführung grenzte oft an Sklaverei. Dazu kamen viele schwere Krankheiten wie Skorbut und Typhus, deren Behandlung damals noch Glückssache war – moderne Heilmethoden waren noch unbekannt. Zudem galt ein Menschenleben damals nicht viel.

   Oft wurden die Mannschaften zum Dienst gepresst, indem Sträflinge vor die Wahl gestellt wurden, entweder zu Tod oder Deportation verurteilt zu werden oder auf einem Schiff anzuheuern und so das Land zu verlassen. So oder so war man den Delinquenten los. Oder, wenn man unterwegs Leute brauchte, so wurden diese „schanghait“. Das bedeutete, man suchte in den Hafenkneipen Leute – vorzugsweise mit maritimen Tätowierungen – und machte sie betrunken oder (billiger!) zog ihnen eins mit dem Knüppel über den Kopf. Wenn sie dann wieder aufwachten, waren sie schon auf hoher See.

   Den Schiffseignern ging der Profit durch den Ladungstransport über alles. Alle Kosten wurden minimiert, dazu gehörten hauptsächlich die Kosten für die Mannschaft: Heuer und Verpflegung. Die Mannschaftsquartiere waren, um mehr Platz für Ladung zu haben, möglichst klein gehalten. So herrschte dort eine drangvolle Enge, zudem war es dunkel und feucht, so dass sich Ungeziefer wie Wanzen, Läuse und Flöhe ausbreiten konnte. Verdorbenes Fleisch und schimmliges Brot gehörten zum Alltag der Seeleute – die Führungsmannschaft natürlich ausgenommen. Die der Mannschaft zustehende tägliche Ration Rum wurde oft auch vorenthalten. Dafür wurden die Matrosen dann durch Schläge und Bestrafungen „motiviert“.

   Die Kunde von solchen Schiffen verbreitete sich in den Häfen der Welt schnell von Mund zu Mund. Deshalb heuerte auf solchen „Seelenverkäufern“ auch kein anständiger Seemann freiwillig an.

   Die Arbeit an Bord war extrem hart. Alles, auch schwerste Tätigkeiten, musste mit reiner Muskelkraft bewältigt werden – Maschinen gab es noch nicht. Es gab zwar mechanische Hilfen wie zum Beispiel die Ankerwinde oder die großen Lenzpumpen, aber auch diese wurden mit Muskelkraft betätigt. Reichte ein Mann nicht aus, wurden hierfür mehrere eingeteilt, und deren Arbeit wurde durch rhythmische Gesänge koordiniert. So entstanden die Shanties.

   Nach der Arbeit, oder in längeren Arbeitspausen, z.B. bei Flaute, versammelten sich die Seeleute und erzählten sich Geschichten oder sangen zusammen Lieder. Dies war die einzige Freizeitbeschäftigung an Bord und entsprechend beliebt. Hier wurden auch Freundschaften geschlossen und Feindschaften gepflegt. Meinungsverschiedenheiten wurden aber nicht als Schlägereien ausgetragen – dies wäre von der Schiffsführung hart bestraft worden, denn schließlich war auf einem Schiff jeder auf jeden angewiesen.

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